Pressemitteilung

DAB-Ausschreibung

«DAB-Ausschreibung am finanziell Machbaren orientieren»

29. September 1998

"DAB, das digitale Radio kommt, das ist politisch entschieden. Ob sich DAB allerdings erfolgreich am Markt etablieren wird, steht nicht fest." Mit diesen Worten beschreibt der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Privater Rundfunk (APR), Hans Kuchenreuther, die Situation zu Beginn der Ausschreibung der DAB-Frequenzen durch die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP) und angesichts der ersten Fristsetzung einer Landesmedienanstalt für DAB-Rundfunklizenzen. In den letzten Wochen hätten Berechnungen der Investitionen und Betriebskosten für Sendernetze gezeigt, daß die Einstiegshürden für die Privatradios noch viel zu hoch sind. Kuchenreuther verweist demgegenüber auf die zweckgebundenen DAB-Gelder des öffentlichen-rechtlichen Rundfunks.

"Für die Privatradios ist insbesondere das L-Band nicht zu bezahlen, vor allem nicht in der Fläche", resümiert der APR-Vorsitzende. Nur dort, wo Fördermittel der Landesmedienanstalten für den Ausbau der Infrastruktur in voller Höhe zur Verfügung stehen, sei es verantwortbar, das L-Band in Ballungsräumen aufzubauen; auch dürfe langfristig die L-Band-Kapazität einen Veranstalter nicht mehr kosten als die K 12-Kapazität des am Ort empfangbaren Konkurrenten. Wo dieser Weg nicht möglich sei, müsse auf den Ausbau des L-Bandes verzichtet werden. "Die Radiounternehmen können die Mittel weder aus eigener Kraft aufbringen, noch sind die Gelder am Markt refinanzierbar." Kuchenreuther verwies auch auf den mangelhaften Empfang des L-Bandes in Gebäuden.

Um DAB erfolgreich einzuführen, sind nach Auffassung der APR private Programme ab Sendestart im angemessenen Umfang im K 12 zu berücksichtigen. Weitere Band III-Kapazitäten müßten in etwa fünf Jahren zur Verfügung stehen, um dann gleichgewichtig die Partner des dualen Rundfunks mit Frequenzen auszustatten. Im Gegensatz zur derzeitigen K 12-Bedeckung dürfe die neue Band III-Kapazität aber nicht landesweit, sondern müsse auch lokal und regional geplant sein, um die derzeitige UKW-Landschaft sinnvoll abbilden zu können. Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten, die in diesen Frequenzbereichen TV-Sender nutzen, müßten sich heute verpflichten, an dieser Zukunftsaufgabe mitzuwirken. "Ohnehin ist im Rahmen der Initiative digitaler Rundfunk der Bundesregierung abgesprochen, auch wegen der Einführung des digitalen Fernsehens Frequenzen in den nächsten Jahren zu ändern", ergänzt der APR-Vorsitzende.

"Nur ein fest vereinbartes Übergangsszenario bringt DAB voran", argumentiert Kuchenreuther, "Investitionsruinen retten den digitalen Standort Deutschland am Ende nicht — auch nicht die Interessen der Endgeräteindustrie." Die Industrie hat nach Auffassung der APR nun die Sicherheit daß in DAB attraktive Programme gesendet werden und daß bereits jetzt die Weichen für den Zustieg der übrigen Radiosender gestellt werden. "Zum Weihnachtsgeschäft müssen preisgünstige DAB-Radios in den Regalen stehen", fordert Kuchenreuther. Ohne ein volles Engagement der Endgeräteindustrie in den kommenden Monaten sieht die APR den Markterfolg von DAB für alle Beteiligten in Gefahr.