Privatradios: «DAB kommt, wir sind dabei»
8. Juli 1998
"DAB als europäisches Übertragungssystem für das digitale Radio ist technisch ausgereift und wird in den nächsten Monaten zugelassen. Die Privatradios beteiligen sich und kämpfen für eine wettbewerbsneutrale Einführung im dualen Rundfunk. Mit diesem Bekenntnis für DAB zieht der APR-Vorsitzende Hans Kuchenreuther die Bilanz einer Informationsreise der APR (am 8. Juli 1998) zu TDF und Radio NRJ nach Paris. Die deutschen Privatradiovertreter haben sich über den technischen und wirtschaftlichen Stand der DAB-Einführung in Frankreich informiert. In Deutschland werde die Einführung von DAB einen langen Zeitraum brauchen, bis UKW abgeschaltet werden kann, schätzt die APR. Abwarten löst aber die offenen Fragen nicht, begründet Kuchenreuther die Haltung seiner Organisation. Die rechtlichen Rahmenbedingungen, die technische Versorgung und die Endgeräte-Ausstattung müßten in der Einführungsphase schrittweise fortentwickelt werden. Vor allem die Kosten der parallelen Abstrahlung der Programme in UKW und DAB müßten noch in diesem Jahr geklärt werden: DAB bedeutet auf Jahre lediglich einen Umstieg der Hörer von UKW auf die digitale Technik und bringt keine einzige neue Werbe-Mark, rechnet Kuchenreuther vor.
Dafür hat Helwin Lesch, Geschäftsführer der Bayern Digital Radio GmbH, die sich - vorbehaltlich der Genehmigung durch das Bundeskartellamt - bei der Regulierungsbehörde um den DAB-Sendernetzbetrieb in Bayern bewirbt, Verständnis. Er nahm an dem Gedankenaustausch mit den französischen DAB-Partnern teil. Auch wenn wegen der fehlenden Zulassung durch die Regulierungsbehörde noch keine Preisliste veröffentlicht werden könne, steht für ihn fest, daß die Leistungsfähigkeit der Privatradios bei dem bevorstehenden industriepolitischen Kraftakt beachtet werden muß. Unsere Kalkulation wird DAB fördern und nicht verhindern. Die Programme der Privatradios sind für den Markterfolg von DAB wichtig, ergänzt Lesch. Nach der Offenlegung der genehmigten Entgelte könnten die Privatradios planen und die Länder über die notwendige Förderung der neuen Infrastruktur entscheiden.
Die APR sieht auch die Bundesregierung in der Verantwortung, um DAB zum wirtschaftlichen Erfolg zu führen. Die vom Bundesfinanzministerium vorgesehenen Gebühren in Millionenhöhe für die Nutzung der DAB-Frequenzen würden die Vertriebskosten in der Zeit der Parallelabstrahlung künstlich in die Höhe treiben. Der Bund kann nicht Millionen verlangen, während die Radios ohnehin nur Kosten haben und die Länder die Strukturen durch Finanzmittel aufbauen müssen, urteilt die APR. Die privaten Sendeunternehmen sind bereit, sich in angemessener Weise bei Sendernetzbetriebsgesellschaften in den einzelnen Bundesländern zu engagieren.
Die APR vertritt die lokalen und regionalen Privatradios in Baden-Württemberg, Bayern, Nordrhein-Westfalen und Sachsen sowie eine Anzahl weiterer Stationen. Der APR gehört außerdem der Bundesverband der mittelständischen Fernsehanbieter e.V. an. Informationen über die Struktur der APR können unter http://www.apr.radioweb.de abgerufen werden.