Pressemitteilung

Digitaler Hörfunk

Privatradios fordern Chance auch im zukünftigen digitalen Hörfunk

8. Juni 1993

"Die gegenwärtigen Privatradios sehen einer ungewissen Zukunft entgegen. Ob ihre Lizenzen am Ende dieses Jahrzehnts wieder ausgeschrieben werden können, ist völlig unklar." Deutlich beschreiben die privaten Radios die Probleme, die mit der beabsichtigten Ablösung des UKW-Hörfunks durch eine digitale Übertragungstechnik (DAB) verbunden sind. "Wenn nicht rasch Klarheit geschaffen wird, ist der medienpolitische Konsens der letzten Jahre gefährdet." Die Arbeitsgemeinschaft Privater Rundfunk (APR) legte soeben eine Broschüre zu DAB vor. Für die Interessenvertretung der Privatradios ist es unumgänglich, technische Normen, die kein Selbstzweck sein dürfen, zu überdenken. Die APR führt beispielhaft amerikanische Überlegungen an, die UKW-Technik zu verbessern statt sie mit all den Konsequenzen für Hörer und Sender abzuschaffen. "Was nutzt digitaler Klang, wenn der Lieblingssender des Hörers aus dem Frequenzspektrum verschwunden ist?

Die Broschüre wurde vom DAB-Arbeitskreis der APR formuliert. Die Fachleute der betroffenen Sender erkannten: "Lokaler und regionaler Hörfunk ist mit DAB entsprechend den bisherigen technischen Planungen nicht realisierbar. Selbst optimistische Beispielsrechnungen für Nordrhein-Westfalen haben ergeben, daß die Hälfte der bestehenden Lokalsender keine Frequenz für ihr Sendegebiet erhalten können. Wenn die technischen Parameter nicht sofort geändert werden, ist die publizistische Leistungsfähigkeit des dualen Rundfunkmodells technisch untergraben."

Die APR fordert eine wettbewerbsneutrale Einführung neuer Übertragungstechniken. Dabei sei nicht eine theoretisch denkbare Endausbaustufe maßgeblich, sondern der Beginn der DAB-Einführung. Es drohe ein nicht mehr einholbarer Wettbewerbsvorsprung, wenn zunächst die öffentlich-rechtlichen Programme sowohl in DAB als auch UKW verbreitet würden, die privaten Sender aber im alten UKW-Hörfunk verblieben.

Wenn eine zeitlich gestaffelte Einführung von DAB-Radio durch die privaten Veranstalter überhaupt in Erwägung gezogen werden sollte, müßten die übrigen Beteiligten von Anfang an klare und unverrückbare Zusagen machen, die den zunächst ausgeschlossenen Stationen ein Zusteigen garantieren. Das bedeute zum Beispiel, daß bereits jetzt die Endgeräte auf diejenigen Frequenzbereiche abgestimmt sein müssen, die in ein paar Jahren den "Nachzüglern" zugewiesen werden, damit nicht ein gespaltener Gerätemarkt mit unterschiedlichem Reichweitenpotential entstehe.