www.zukunft-privatfunk.de
24. Juli 2019
Die Medien verändern sich rasant und umfassend in Richtung "Medien 4.0": Allerdings gilt auch in der digitalen Welt das verfassungsrechtliche Ziel der Vielfalt unverändert fort. Das ist die Ausgangslage sehr persönlicher Überlegungen der MDR-Intendantin
Prof. Dr. Karola Wille auf die Bitte der Arbeitsgemeinschaft Privater Rundfunk (APR), Gedanken zur Zukunft des Privatfunks zu formulieren. Die APR betreibt die Website www.zukunft-privatfunk.de, um Expertenmeinungen einzuholen.
Wille sieht vier wesentliche Herausforderungen für die Privaten: Der Verlust des Nutzerzugangs, die Sicherung von Top-Inhalten und -Talenten, die Erosion von Geschäftsmodellen sowie den Verlust an Glaubwürdigkeit. Das alles hat mit der steigenden Bedeutung globaler Player zu tun. Die kämen aber gar nicht aus dem Medienbereich, sondern hätten einen völlig anderen Hintergrund. Ausgehend von "Content is King" schreibt sie das Bild fort: Angesichts der Kontrolle des Zuganges zum Rezipienten durch Plattformen drohten die Inhalteanbieter zu Königen ohne Königreich zu werden. Es gelte, das wieder konsequent zu ändern und die eigenen Plattformwelten zu stärken.
Wille plädiert für einen Ordnungsrahmen, der Plattformbetreiber und Intermediäre in den Blick nimmt. Auch die Fortschreibung des Medienkonzentrationsrechts für den gesamten Meinungsmarkt sei erforderlich.
Die deutschen Medienhäuser hätten nach wie vor eine große Inhaltekompetenz als Alleinstellungsmerkmal, das müsse etwa durch Ausbildung und die Bindung von Kreativen und journalistischen Talenten strategisch ausgebaut werden. Gegenüber den internationalen Anbietern sei auch die Nähe zu den Menschen in den Regionen von Vorteil, hier müsse die Rolle der Medien als gesellschaftlicher Moderator gestärkt werden. Die Verbesserung der Rahmenbedingungen für den privaten Rundfunk sieht Wille als wichtigen Beitrag zur Sicherung und Stärkung der digitalen, dualen Medienlandschaft in Deutschland. Für die Menschen und für unser demokratisches Gemeinwesen sei es das wert.
Der APR-Vorsitzende Felix Kovac dankt Wille für ihren persönlichen Meinungsbeitrag. In der Tat sei es wichtig, öffentlich-rechtlichen und privaten Rundfunk in der medienpolitischen Debatte gemeinsam gegenüber Plattformen und Intermediären zu positionieren. Medienunternehmen erfüllen eine öffentliche Aufgabe, die Intermediäre werden ihr nicht gerecht. Auch müsse das Gleichgewicht im dualen System selbst sichergestellt werden, so Kovac. "Dazu bedarf es wichtiger Grundsatzentscheidungen der Medienpolitik, zänkisches Klein-Klein hilft keinem von uns."
Die Website www.zukunft-privatfunk.de wurde am 9. Juli 2019 ins Leben gerufen. Bisher haben die Sprecherin für Netzpolitik und Verbraucherschutz Bundestagsfraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN Tabea Rößner sowie der Geschäftsführer des Bundesverbandes Musikindustrie Dr. Florian Drücke Expertisen publiziert.
Release 24. Juli 2019, 9:00 - OR
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