APR-Vorsitzender: «Die Zukunft des Hörfunks ist digital»
17. Juni 2009
"Die Zukunft des Radios ist digital und liegt damit nicht im UKW-Transistorradio", kommentiert Felix Kovac, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Privater Rundfunk (APR), die Auseinandersetzung zwischen ARD und VPRT um das Digitale Radio.
Kovac mahnt zur sachlichen Diskussion, wechselseitige Vorwürfe der "Abzocke" würden der Komplexität der zu bewältigenden Aufgabe nicht annähernd gerecht und schaden der Hörfunkbranche insgesamt. "Das Radio befindet sich in einer Übergangsphase mit extrem hohen Investitionskosten, einer raschen Abfolge neuer technischer Standards, sich ändernden Nutzungsgewohnheiten nachrückender Generationen, mit der dramatischen Folge der demografischen Entwicklung und nicht zuletzt mit der aktuellen Wirtschaftskrise und ihren Folgen für die Finanzierungskraft der Hörfunkbranche".
Das Internet verändere das Radio wie alle übrigen Medien auch. Längst wird Radio im Internet übertragen, erinnert Kovac. Daher sei es heute auch kein Kriterium mehr, ob ein zukünftiges Übertragungssystem für Radio die gegenwärtigen "Strukturen abbilden" könne, wie das in den Pressemitteilungen von ARD und VPRT angesprochen worden war. "Das Internet ist aber nicht der zukünftige digitale Übertragungsweg für Radio", betont Kovac. Wolle man damit die für das Radio notwendige Flächendeckung auch für den portablen und mobilen Empfang sicherstellen, koste die Verbreitung soviel Geld, dass im Vergleich dazu die Investitionen in die digitale terrestrische Infrastruktur gering seien.
Der APR-Vorsitzende erinnert, dass seine Organisation private Radios mit eigenen Applikationen auf das iPhone bringt. "Das hat uns wertvolle Erfahrung jenseits der abstrakten Digital Radio-Diskussionen gebracht." Wenn eine zukünftige iPhone-Generation nicht nur zwischen WiFi und Mobilfunk automatisch umschalten könne, sondern zuerst einmal ein digitales Radioprogramm suche, sei das die adäquate Lösung.
Kovac befürchtet eine "emotionale Geisterdebatte". Es gehe um die Verknüpfung der unterschiedlichen Vertriebswege, damit sich die Radioanbieter das für sie Günstige aussuchen können - digitale Terrestrik für massenattraktive Programme in ihrem Verbreitungsgebiet, Internet außerhalb des terrestrischen Verbreitungsgebietes oder für eng formatierte Zielgruppenangebote.
"Dafür braucht die Hörunkbranche das Frequenzband III", betont Kovac. Bei der Vorbereitung der internationalen Planungskonferenz des Jahres 2006 hätten die Radioveranstalter um dieses Band gekämpft und sich durchgesetzt. "Das ist unsere Rückversicherung für die Zukunft", hebt Kovac hervor. Beim Aufbau der Infrastruktur seien - wie seinerzeit bei UKW, dem Kabelfernsehen und anderen Infrastrukturen - öffentliche Mittel notwendig. Auch der Einsatz von Rundfunkgebühren gehöre dazu, um für alle Marktteilnehmer den Weg zu ebnen. "Schließlich zahlen auch diejenigen Rundfunkgebühren, die mit ihrem Radio nur die privaten Programme hören." Öffentliche Gelder wären nach der Auffassung von Kovac in derartigen Zukunftsinvestitionen im Rahmen von Konjunkturpaketen gut angelegt. Die APR hat dies in den zurückliegenden Wochen der Bundesregierung vorgetragen.