Regionale Strukturen sind auch beim Digitalradio notwendig
25. November 2004
Als "zweischneidig" hat der Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Privater Rundfunk (APR), Felix Kovac den Vorschlag des Medienrates der Medienanstalt Berlin-Brandenburg - mabb (vom 23. November 2004) bezeichnet. Der Medienrat hatte angeregt, den bisherigen Ansatz von DAB für digitales Radio aufzugeben. Heftigen Widerspruch meldet Kovac gegenüber der Aussage an, wonach regionale Unternehmensstrukturen der Radioanbieter in der digitalen Welt überholt seien. "Radio ist und bleibt ein regionales Medium", betont Kovac und verweist auf den Erfolg gerade derjenigen Radioprogramme, die in ihrer Region verwurzelt sind. Der Ansatz der mabb sei verfehlt, wenn schlagwortartig auf den "Standort Deutschland" und große Unternehmenseinheiten abgestellt werde. Daher sei auch die Aussage falsch, dass die notwendigen Sendernetzstrukturen für Radio mit denen des nationalen Fernsehens vergleichbar sein könnten.
Den von der mabb erhobenen Vorwurf, die bestehenden Radioanbieter seien am Misserfolg von DAB interessiert, weil sich dann für diese Unternehmen wenig ändern müsse, weist Kovac zurück: "Gerade die lokalen und regionalen Radios haben erheblich in in die Digitalisierung des Radios und in die digitale Zukunft investiert". Kovac kündigte an, den mabb-Direktor Dr. Hege zu einem Regionalradio nach Süddeutschland einzuladen: "Hier sieht die Welt schon ein wenig anders aus, als man sich das vielleicht in der Hauptstadt vorstellt". Kovac sieht im Hinblick auf regionale, von mittelständischen Unternehmen angebotene Inhalte die Radiobranche und die Zeitungsverlage in einer ähnlichen Position. Er warnt davor, die zukünftigen Strukturen nur auf die Bedürfnisse der "Globalplayer" der Mobilfunkbranche auszuweiten.
Der APR-Vorsitzende stimmt der Analyse des mabb-Medienrates zu, dass DAB wohl kaum mit einer neuen Marketinginitiative vorangebracht werden kann. Richtig sei auch, dass die Systemparameter bei DAB ohne Rücksicht auf die geringe Zahl von im Markt befindlichen Endgeräten verbessert werden könnten. Wenn aber die mabb in ihrem Positionspapier zugibt, dass für Alternativen erst einmal Erfahrung gesammelt werden müsse, dass zur Struktur und den Kosten der Sendernetze keine Information vorliegt, dann werde deutlich, "dass wir bei Null anfangen würden", befürchtet Kovac. Die Zeitvorstellung, zur nächsten Funkausstellung in rund neun Monaten ein DAB-Nachfolgesystem präsentieren zu können, hält Kovac für "reines Wunschdenken".
Der Vorsitzende der APR, die vorwiegend lokale und regionale Radioveranstalter, insgesamt über 200 Unternehmen, vertritt, bietet der mabb und der DLM an, aktiv an einer Diskussion für Digitalisierungskonzepte der Gattung Hörfunk mitzuwirken. "Auch wenn wir mit vielen Details der mabb-Position nicht übereinstimmen, sollten wir die pointierte Stellungnahme als Anlass einer offenen Diskussion sehen", so Kovac.