«Eine Musikquote bleibt wirkungslos»
28. September 2004
Als "Geisterdebatte" hat Felix Kovac, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Privater Rundfunk (APR) die Diskussion um eine Quote für deutsche Musik im Radio bezeichnet: "Das ist etwa so, als wollte man einer Pizzeria vorschreiben, täglich 40 Prozent Eisbein mit Kraut zu verkaufen." Kovac wies darauf hin, dass die Radiostationen das spielen, was die Hörer wollen. "Mit großem Aufwand befragen wir unsere Hörer nach ihrem Geschmack", hebt Kovac hervor. Dabei würden auch in Deutschland produzierte Titel vorgespielt und abgefragt. Angesichts der empirisch nachgewiesenen Wünsche der Radiohörer müsse eine Quote wirkungslos bleiben, zumal wenn auf andere, den staatlichen Vorgaben nicht unterliegende Formen der Musiknutzung ausgewichen werden könne. Kovac verweist auf den derzeit sehr erfolgreiche MP3-Player "iPod" von Apple.
Während sich also Radioanbieter und Künstler einem festgefügten Publikumsgeschmack gegenübersähen, wäre es Aufgabe der Musikindustrie, neue Genres mit deutschen und deutschsprachigen Künstlern auf einem mit der internationalen Konkurrenz wettbewerbsfähigen Niveau langfristig zu entwickeln, betont Kovac. Das Gegenteil finde indes statt: im Zuge der Konzentration auf internationale und damit englischsprachige Titel würden hiesige Künstler geradezu ausgebootet. Eine Investition der Musikindustrie in die Grundlagen des eigenen Markterfolges finde nicht statt. Eine Quote könne dies nicht ersetzen.
Gerade lokale und regionale Radiostationen hätten ein eigenes Interesse daran, mit Bands und Künstlern aus ihrer Region zusammenzuarbeiten. "Eine gute regional bekannte Gruppe spricht im lokalen Bereich bei Veranstaltungen das örtliche Publikum an, die Künstler haben die Gelegenheit sich vorzustellen", beschreibt Kovac die Situation. Zudem könnten sich kleine Radiostationen internationale Gruppen gar nicht leisten, würden also liebend gerne mit hiesigen Künstlern zusammenarbeiten. "Unsere Erfahrung ist aber, dass selbst dann, wenn durch die Kooperation mit dem Radioanbieter die Künstler in ihrer Region eine gewisse Bekanntheit erlangen und qualitativ Erfahrung gesammelt haben, es ihnen nicht gelingt, bei der Tonträgerindustrie Fuß zu fassen", kritisiert Kovac. Die Künstler seien darauf zurückgeworfen, CDs vom Bühnenrand zu verkaufen. 2Eine Quote kann hier nicht Abhilfe schaffen", fasst Kovac zusammen, der als Geschäftsführer und Programmdirektor von Hit Radio RT.1 in Augsburg tagtäglich mit diesen Themen konfrontiert ist.
Die Arbeitsgemeinschaft Privater Rundfunk (APR) vertritt private Hörfunkveranstalter, im Schwerpunkt lokale und regionale Unternehmen. Dem Verband gehören - mittelbar über Landesverbände - insgesamt rund 200 Unternehmen an.
Eine Stellungnahme der APR gegenüber den beteiligten Ausschüssen des Deutschen Bundestages ist an anderer Stelle abrufbar.