Die Entwicklungschancen der Gattung Radio taugen nicht als Tauschobjekt bei der Rundfunkgebühr
22. März 2004
"Die Entwicklungschancen der Gattung Radio taugen nicht als Tauschobjekt bei der Rundfunkgebühr", mahnt Felix Kovac, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Privater Rundfunk (APR). Anlass der Äußerung sind Planspiele, bei der ARD die für das Digitalradio vorgesehenen Ausgaben zu streichen, um rund zwei Cent bei der Gebühr zu sparen. Alleine wenn man die aufwändigen Werbekampagnen, Off-Air-Events und Online-Aktivitäten der ARD anschaue, habe man ein weitaus höheres Sparpotenzial, das die gesamte Gebührenerhöhung überflüssig mache, schätzt Kovac.
"Der Aufbau neuer Infrastruktur für den Rundfunk war immer eine öffentliche Aufgabe. Zeitlich befristet zugelassene Privatsender konnten das noch nie stemmen", erinnert Kovac. Der Ausstieg der ARD aus dem Digitalradio würde daher nach Einschätzung der APR zum Ende des DAB-Systems führen. Alternativen zu DAB seien derzeit aber nicht in Sicht. Das Ziel, der Gattung Radio eine Zukunft in der digitalen Medienwelt zu ermöglichen, werde die Medienpolitik ja nicht ernsthaft aufgeben. Über eine neue Digitalisierungsstrategie für die Gattung Radio müsse man reden. Dabei sei auch DAB als System zu überprüfen. Die Entwicklung und Einführung eines besseren Systems sei jedoch nicht zum Null-Tarif zu haben. "Wer heute bei DAB den Stecker zieht, muss zugleich den Rundfunkanstalten und den Landesmedienanstalten Forschungsmittel belassen, um eine Alternative zu schaffen", äußert Kovac.
Keinesfalls dürften die Frequenzen komplett für andere Nutzer freigegeben werden, der Vorrang der Nutzung durch das Radio sei zu wahren. "UKW ist am Ende der Entwicklungsmöglichkeiten, das benachbarte Frequenzband III ist die einzige Chance für das Radio, sich weiter zu entwickeln, andere Frequenzen sind auf Jahrzehnte nicht in Sicht", erinnert Kovac mit Blick auf die Diskussion beim Bundeswirtschaftsminister um die Revision des Frequenzabkommens aus dem Jahr 1961.
Die Vorstellung, das Radio könne die für das Fernsehen geplanten terrstrischen DVB-Netze nutzen, ist für die APR kein Ausweg. Diese Netze werden in Ballungsräumen errichtet, das Radio braucht die Fläche. DVB-T wird nicht regional oder gar lokal geplant, weil das Fernsehen das nicht braucht. Die aktuellen Reichweitendaten zeigten aber, dass gerade das lokale und regionale Radio von den Hörern geschätzt werde. "Wer uns technisch auf DVB-T verweisen will, muss den Hörern, den Mitarbeitern der Stationen und den Gesellschaftern sagen, dass er die bisherige Radiolandschaft als Auslaufmodell ansieht", hebt Kovac hervor. Die APR fürchtet zudem für die Gattung Radio den "Hotelzimmereffekt" - dort gibt es Fernseher, über die man auch Radio hören kann. Wenn Radio den Vertriebsweg und den Empfänger von Fernsehen nutzen müsse, dann konkurriere es mit dem TV und sei als Gattung nicht überlebensfähig.
Die Arbeitsgemeinschaft Privater Rundfunk (APR) vertritt die Interessen von vorwiegend lokalen und regionalen Radioanbietern.